Wer aktiv eine Website oder einen Online-Shop betreibt, sei es neben- oder hauptberuflich, der wirft regelmäßig einen Blick in die Kennzahlen und Statistiken. Ob Reichweite, Klickrate, Anzahl der Conversions … Kennzahlen gibt es wie Sand am Meer und deshalb ist es umso wichtiger, die für die eigenen Zwecke relevantesten zu identifizieren und sie natürlich auch entsprechend interpretieren zu können.
Dazu gehört auch die Absprungrate, die bei dem ein oder anderen sicherlich schon für die ein oder andere schlaflose Nacht gesorgt haben wird, denn: Ist die Absprungrate sehr hoch bedeutet das gleichzeitig, dass User nicht zu zahlenden Kunden werden – oder?
Wir haben die Kennzahl „Absprungrate“ einmal für Sie unter die Lupe genommen und zeigen Ihnen Lösungswege auf, um diese zu senken.
„Absprungrate“ – was heißt das eigentlich?
„Absprungrate“ (im Englischen auch als „Bounce Rate“ bezeichnet) ist ein Wert der beschreibt, wie viele User auf eine Website / einen Onlineshop gelangen, ohne eine weitere Aktion (zum Beispiel das Besuchen einer weiteren Unterseite) durchzuführen.
Grundsätzlich ist es so, dass die Absprungrate Aufschluss über die Qualität einer Website gibt. Je höher die Absprungrate, desto weniger entspricht der Inhalt einer Seite also den Bedürfnissen des Users. Aber: Das muss nicht in jedem Fall etwas Schlechtes bedeuten.
Hier ein Beispiel: User A sucht Informationen über den Studiengang „BWL“. Er kommt auf die entsprechende Unterseite der Universität, die er zum Beispiel über eine Facebook-Werbeanzeige gefunden hat. Er findet hier die Infos zum Studiengang, die er gesucht hat – Informationen zur Studiendauer, dem Studienabschluss und den Studiengebühren – er klickt aber auf keine weitere Unterseite und verschwindet wieder, nachdem er die Infos gelesen hat. Das erhöht also die Absprungrate, OBWOHL die Inhalte für den User mit hoher Wahrscheinlichkeit relevant waren und ihm weitergeholfen haben.
Eine hohe Absprungrate ist also auf einer reinen Informationsseite nicht per se etwas Schlechtes. Doch wer will lediglich informieren, ohne etwas zu verkaufen? Das dürfte eher die Ausnahme sein. Handelt es sich also um einen Online-Shop oder eine Website, die aktiv Umsätze erzielen soll, stellt eine hohe Absprungrate ein Indiz für schlechte bzw. fehlende Einnahmen dar. Die Gründe dafür können vielseitiger Natur sein, aber nicht immer sind sie ganz offensichtlich:
Grund #1: Lange Ladezeiten / Fehlende mobile Optimierung
Lange Ladezeiten und eine fehlende mobile Optimierung, sind häufig der Grund für den schnellen Absprung auf einer Seite. Schließlich ist die Zeit in unserem Alltag knapp bemessen und – Sie kennen es sicher selbst – wenn eine Website oder ein Online-Shop zu lange laden, vergeht einem schnell das Vergnügen und man startet die Suche erneut. Dasselbe gilt, wenn Seiten nicht für mobile Endgeräte optimiert sind. Dann werden Inhalte unübersichtlich und sehr klein dargestellt, das Lesen oder Aussuchen von Produkten wird langwierig und mühsam. Auch in diesem Fall werfen User schnell „die Flinte ins Korn“ und googlen erneut.
Grund #2: Zu viel Werbung & Signup-Zwang
Ein User kommt auf eine Website – und wird mit einem aufpoppenden Banner begrüßt, das womöglich auch noch Werbung enthält. Werbung findet sich auch auf der Startseite – und schon ist der User entnervt. Schließlich möchte er, in Zeiten der Informationsüberflutung, nicht auch noch Werbung auf Seiten gezeigt bekommen, auf denen er sich eigentlich über etwas informieren möchte.
Und noch schlimmer: Es besteht der Zwang, sich zum Beispiel für einen E-Mail-Newsletter anzumelden, bevor sich weitere Aktionen auf der Website durchführen lassen.
Als Faustregel gilt also: Werbung sollte nicht das erste sein, das der User sieht, wenn er auf eine Website gelangt. Pop-Ups sollten ebenfalls auch der Vergangenheit angehören – denn mittlerweile weiß man, dass User damit „verprellt“ werden. Wer nicht auf Werbung verzichten möchte oder kann, da dies natürlich auch eine wertvolle Einnahmequelle darstellt, sollte die Werbung diskret platzieren. Damit User mit der Werbeanzeige interagieren, ist es wichtig, dass diese zum eigenen Portfolio passt, damit sie die Interessen der User tangiert.
Vermeiden Sie es, unnötige Barrieren zwischen Ihnen und den Usern aufzubauen!
Grund #3: Irrelevante / veraltete Inhalte
Inhalte, die nicht den Bedürfnissen der Zielgruppe entsprechen, können ebenfalls ein Grund für eine hohe Absprungrate sein. Wichtig ist zu eruieren, wo die Interessen der User liegen, bevor Content verfasst wird. Wer an der Zielgruppe „vorbeischreibt“, sorgt effektiv dafür, dass die Seite frustriert verlassen wird. Regelmäßig eine Zielgruppenanalyse durchzuführen, ist also keine Zeitverschwendung und durchaus sinnvoll.
Grund #4: Falsche Versprechen in Werbeanzeigen
Das zum Hintergrund. Mögliche weitere Gründe könnten unserer Ansicht nach die Folgenden sein:
Bleiben wir bei dem Beispiel mit der Universität. Nehmen wir an, es wurde eine Facebook-Werbeanzeige mit dem Call2Action-Button „Jetzt bewerben“ geschaltet. Klickt man auf die Anzeige, gelangt man aber nur auf reine Informationsseiten, die das Bewerben gar nicht ermöglichen. User sind möglicherweise enttäuscht, dass sie nicht das vorfinden was die Werbeanzeige verspricht, denn: Es finden sich auf der Landingpage grobe Infos zu den Studieninhalten etc., aber keine wichtigen Infos zum Bewerbungsprozess oder welche Unterlagen dafür benötigt werden und schon gar nicht die Möglichkeit, sich direkt zu bewerben. Wenn der Nutzer nicht direkt findet, was er sucht, startet er gleich die nächste Suche über Google und eine hohe Absprungrate ist das Resultat.
Ein möglicher Lösungsvorschlag: Bei den Facebook-Werbeanzeigen den Call2Action-Button in „Mehr erfahren“ abändern, die Texte der Google-Anzeigen entsprechend anpassen. So werden die Erwartungen der User erfüllt.
Apropos Facebook-Werbeanzeigen: Wussten Sie, dass die Reichweite sinkt, wenn die Ziel-URL lange Ladezeiten aufweist und nicht für mobile Endgeräte optimiert ist? Noch ein Grund mehr, um die Umsetzung von #1 in Angriff zu nehmen – schließlich wird so in jeder Hinsicht Potenzial verschenkt.
Grund #5: Fehlende Konversion-Möglichkeit
Fehlt einer Unterseite die Möglichkeit, eine Aktion durchzuführen, verlassen User die Seite ebenfalls unverrichteter Dinge. Diese wäre aber wichtig, um den tatsächlichen Erfolg der Anzeigen messen zu können.
Ein möglicher Lösungsvorschlag: Wie wäre es, wenn User die Möglichkeit hätten, ihre Email-Adresse zu hinterlassen, damit ihr beispielsweise den Link zum Bewerbungsportal zuschickt oder zu gegebener Zeit nochmal an das Ende der nahenden Einschreibefrist erinnert wird? Oder damit in Erinnerung gerufen wird, dass ein bestimmtes Sonderangebot nur noch für kurze Zeit zu haben ist? Dass ein bislang nicht gekaufter Artikel im Warenkorb liegt?
Auf diese Weise wären zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Es gibt auf relativ einfach umsetzbarem Weg eine Möglichkeit der messbaren Konversion und zweitens lassen sich Mailadressen generieren, die für weitere Mailings etc. verwendet werden können. Zudem können User, die nur mobil kurz vorbeisurfen und sich aktuell von unterwegs aus sowieso nicht einschreiben können, dazu motiviert werden, die Handlung zu einem späteren Zeitpunkt durchzuführen, weil sie erneut eine Erinnerung erhalten.
Das Ziel sollte sein, die reinen Informationsseiten so abzuändern, dass der User tatsächlich etwas TUN kann. Ansonsten liest er nur kurz die Infos und verlässt die Seite direkt wieder – unabhängig davon, ob sie für ihn relevant war oder nicht
Grund #6: Fehlender Service / fehlende Informationen
Vielleicht wünschen sich die User aber auch einfach noch mehr tiefergreifende Informationen zu einem Produkt, einer Dienstleistung oder – wenn wir bei unserem Beispiel der Universität bleiben – zu einem bestimmten Studiengang.
Ansetzen kann man hier, indem man einfache Kontaktmöglichkeiten schafft. Ein Kontaktformular, in welchem zum Beispiel vorgegebene Gründe für die Kontaktaufnahme gewählt werden können, um den Prozess zu vereinfachen. Oder das Etablieren eines Live-Chats. Hier besteht aber eine Herausforderung, die man unbedingt bedenken sollte: Sind die personellen / zeitlichen Ressourcen vorhanden, um alle Anfragen zeitnah (!) zu beantworten?
Deutlichen Mehrwert verspricht das Einbinden von Videos, um Inhalte mit mehr Tiefe darzustellen. Außerdem gibt es der Sache „ein Gesicht“, wenn eine sympathische Person „aus dem Nähkästchen“ plaudert.
Fazit: Handeln ist angesagt!
Wenn die Absprungrate hoch ist, kann die Ursache dafür sehr vielseitig sein. Wichtig ist, den Kopf nicht in den Sand zu stecken, sondern intensiv nach dem Grund zu „fahnden“, um das Problem zu beseitigen. Zusammenfassend kann man sagen, dass häufig:
- veraltete / nicht-zielgruppenrelevante Inhalte,
- eine unübersichtliche Seiten-Struktur,
- fehlende mobile Optimierung,
- lange Ladezeiten,
- falsche Versprechen in Werbeanzeigen oder
- fehlende Conversion-Möglichkeiten
ursächlich sind. Aber natürlich gibt es noch viele weitere Aspekte, die in diesem Zusammenhang unter die Lupe zu nehmen sind. Alle möglichen zu nennen, würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen und natürlich sind die Motive für hohe Absprungraten von Website zu Website individuell. Ein „Allheilmittel“ gibt es also nicht.